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Zusammenfassung Heft 22

 

Freiburger Bodenkundliche Abhandlungen

Schriftenreihe des

Institut für Bodenkunde und Waldernährungslehre
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br.
Schriftleitung: F. Hädrich


Heft 22


Franz Lamparski

Bodenfauna und synökologische Parameter als Indikatoren für Standortseigenschaften


Freiburg im Breisgau 1988

ISSN 0344-2691


Zusammenfassung:

Ziel der Untersuchung ist das Aufdecken von Zusammenhängen zwischen ausgewählten Gruppen der Bodenfauna und den Bedingungen in Mull- und Rohhumusprofilen. Damit gelingt es, das biologische Wirkungsgefüge Humusprofil genauer zu beschreiben, es ist aber auch möglich, die unterschiedliche Bindung von Tiergruppen an diesen  Lebensraum  aufzuzeigen.

Unter Verwendung von Barberfallen wurde die Bodenfauna von vier hochgelegenen Standorten (>1000m ü.NN) im Schwarzwald untersucht. Zwei Standorte, ein naturnaher Buchen-Tannenwald (MB) und ein Fichtenwald (MF) , besitzen die Humusform Mull und als Bodentyp eine basenarme Braunerde, die anderen beiden Standorte, ein Fichtenforst (WF) auf basenarmer Braunerde und ein Fichtenwald (BF) auf Podsol, stellenweise podsoliger Braunerde, haben die Humusform  Rohhumus.

Folgende  Tiergruppen  wurden  ausgewertet:
(Zahlenangaben hinter den Gruppen: I = Zahl der Individuen, A = Zahl   der Arten,   G  =  Zahl  der  Gattungen)
Curculionidae   (Rüsselkäfer:   I   =   12509,   A  =   23,   G  =   13),
Diplopoda    (Doppelfüßler:    I   =   891,   A  =   6,   G  =   6),
Trichoptera (Köcherfliegen: 981 Individuen der Art Enoicyla pusilla),
Lithobiidae   (Steinläufer:   I  =  614,   A -  10,   G =  1),
Pseudoskorpiones   (Pseudoskorpione:   I   =  787,   A =  2,   G =  1) ,
Opiliones   (Weberknechte:   I  =  6633,   A =  8,   G =  8),
Araneae   (Spinnen:   I   =   4993,   A  =   68,   G  =   43),
Staphylinidae   (Kurzflügler:    I   =   8613,   A  =   76,   G  =   35),
Carabidae   (Laufkäfer:    I   -   4628,   A  =   29,   G  =   14).

Wo es die Fangzahlen ermöglichten, wurden zur Charakterisierung der Dominanzstrukturen von den einzelnen Gruppen der Dominanzindex (SIMPSON 1949), der Diversitätsindex (SHANNON & WIENER 1948) und die Evenness (Mac ARTHUR 1965) berechnet. Für Angaben über die Ähnlichkeit zwischen den Standorten, wurden die Artenidentität (S0RENSEN 1948) und die SPEARMAN'sehe Rangkorrelation als artbetonte Parameter sowie die Dominantenidentität (RENKONEN 1938) und die Diversitätsdifferenz (Mac ARTHUR 1965) als domi-nanzbetonte  Parameter  angegeben.   Diese  Zahlenangaben werden durch Tabellen nach pflanzensoziologischem Vorbild ergänzt.

Für den Test, wie eng der Zusammenhang zwischen Tiergemeinschaft und der Struktur ihres Lebensraumes ist, wurde die Menge der sichtbaren Strukturelemente innerhalb der direkten Fallenumgebung auf einer Fläche von 4 m2 abgeschätzt. In MF findet man die höchste Gesamtdiversität, verbunden mit den größten Schwankungen (Div. 1,71, max. Unterschiede ? Div. 1,19), die geringste Diversität besaßen die Fallenumgebungen des Fichtenforstes WF mit einer Diversität von 1,44 (? Div. 0,92), die Werte von BF und MB lagen dazwischen. In MB traten die geringsten Schwankungen in der Diversität der Fallenumgebungen auf (? Div. 0,26), auch die Diversitätsdifferenzen zwischen den Fallenumgebungen waren hier am geringsten, in WF und MF waren sie am höchsten. Bei den Staphyliniden gibt es keinen Zusammenhang zwischen der Diversität der Fallenumgebung und den entsprechenden Staphylinidengemeinschaften, die Diversität der Fallenumgebung liegt zwischen 0,67 und 1,53, die Diversität der Staphyliniden schwankt davon unabhängig um 1. Ähnlichkeiten innerhalb der Fallenumgebungen (gemessen mit der Diversitätsdifferenz) äußern sich jedoch in Ähnlichkeiten der Staphylinidengemeinschaft (r= 0,38, a =< 10%). Ähnliches gilt auch für die Carabiden. So sind in WF die Diversitätsdifferenzen von Fallenumgebungen und Carabi-denfängen positiv korreliert (r=0,6, a =< 1%), in MB ebenfalls (r= 0,38, a =< 10%), in MF und BF gibt es schwächere, ebenfalls positive Korrelationen. Bei den Spinnen besteht in den Rohhumusstandorten kein Zusammenhang zwischen den Diversitätsdifferenzen der Spinnengemeinschaft und jenen der Fallenumgebung, bei den Mullstandorten ergibt sich eine positive Korrelation (bei MB r= 0,64, a =< 10%, MF r= 0,31).

Die Zusammensetzung der Zoophagengemeinschaft verschiebt sich von Mull zu Rohhumus von einer Spinnen- und Carabidendominanz zu einer Staphylinidendominanz. Auch Pseudoskorpione und Lithobiiden nehmen in den Rohhumusstandorten stark zu.

Innerhalb einer Gruppe, besonders gut sichtbar bei Spinnen und Carabiden, aber auch bei Lithobiiden, findet man im Mull große Arten, im Rohhumus kleine Arten, dasselbe gilt auch für Vertreter derselben Gattung. Gleichzeitig nehmen die Artenzahlen bei den meisten Zoophagen ab und die Dominanzstrukturen werden ausgeprägter. Insgesamt stehen im Mull Artenreichtum, gekoppelt mit Indi-viduenarmut und relativ hoher Gleichverteilung, Artenarmut im Rohhumus, gekoppelt mit Individuenreichtum und geringer Gleichverteilung gegenüber. Damit werden beim Vergleich von Mull und Rohhumus die beiden biozönotischen Grundprinzipien von THIENE-MANN sichtbar.

Für die Bodenfauna zeigt das Beispiel MF, daß Fichtenwälder nicht generell einseitige, dominanzbetonte Systeme sind. Sie sind es nur dann, wenn sie eine schlechte Humusform besitzen. Präziser lassen dies die Diversitäts- und Evennesswerte der 6 untersuchten Tiergruppen erkennen: In MB zeigen 5 Tiergruppen eine ausgeglichene, vielfältige Zusammensetzung, in MF sind es 4, in WF 3 und in BF nur noch eine 1 Tiergruppe (die Spinnen). Für die Zoophagen insgesamt ergibt sich für MB ein Evennesswert von 0,68, für MF von 0,57, für WF von 0,52 und für BF von 0,5. Damit erreicht nur der naturnahe Buchen-Tannenwald jene Evenness-klasse von 0,6 bis 0,8, welche nach ODUM für stabile "STEADY -STATE" Systeme kennzeichnend ist.

Inwieweit einzelne Tiergruppen bekannte Standortsunterschiede nachzeichnen, wurde für die Zoophagen mit Dendrogrammen getestet. Weberknechte, PseudoSkorpione und Spinnen weisen dabei auf Ähnlichkeiten zwischen den Fichtenwäldern hin, der Buchen-Tannenwald besitzt eine Sonderstellung. Lithobiiden, Carabiden und Staphyliniden weisen auf eine starke Ähnlichkeit innerhalb der gleichen Humusform hin. Die Werte sind dabei derart gleichartig, da/3 sich auf der einen Seite Weberknechte, Pseudoskorpione und Spinnen zu einer gemeinsamen Gruppe zusammenfassen lassen, auf der anderen Seite ergeben Carabiden und Staphyliniden eine Gruppe. Diese Zusammenfassungen sind auch biologisch sinnvoll: Der Gruppe der Spinnentiere, welche Unterschiede in der Bestandeszusammensetzung anzeigt, steht die Gruppe der zoophagen Käfer gegenüber, sie zeigt Unterschiede zwischen den Humusformen an.