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Zusammenfassung Heft 9

 

Freiburger Bodenkundliche Abhandlungen

Schriftenreihe des
Institut für Bodenkunde und Waldernährungslehre
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br.
Schriftleitung: F. Hädrich


Heft 9


Karl Stahr


Die Bedeutung periglazialer Deckschichten für Bodenbildung
und Standorteigenschaften im Südschwarzwald

 

Freiburg im Breisgau 1979

ISSN 0344-2691


Zusammenfassung:


Die Bedeutung pleistozäner Deckschichten für Bodenentwicklung und Standortseigenschaften im Südschwarzwald
Untersucht wurden drei Teilgebiete innerhalb des kristallinen Grundgebirges im Südschwarzwald,  die sich durch relativ einheitliches anstehendes Gestein auszeichnen: Paragneisanatexite = Gneisgebiet; Münstertäler Ignimbrit = Ignimbritgebiet; Malsburggranit bzw.  Bärhaldegranit = Granitgebiet .  Nach Übersichtserhebungen des Deckschichtenaufbaus der Böden und der Standortseigenschaften wurden für die Laboruntersuchungen 34 (12-9-13) Profile herangezogen, die in Catenen vom westlichen Schwarzwaldrand bis zur Kammregion und bis auf die Hochflächen angeordnet sind.
Bei der Beschreibung der Schichtprofile wurden 9 verschiedene Gesteine (Substrate) aufgrund ihrer petrographischen Eigenschaften unterschieden (Deckfolge = Df, Decksediment = Ds, Hauptfolge = H, Basisfolge = B, Zer-satzzone = Zs, Zerfallszone = Zf, Anstehendes = A, Löß und Lößlehm = L, Geschiebelehm und fluvioglaziale Ablagerungen = G). Diese Gesteine kommen in gesetzmäßiger Abfolge in einer Vielzahl unterschiedlicher Schichtenprofile (Schichttypen) vor. Nur wenige Schichttypen aber haben eine größere flächenhafte Verbreitung.
In der Höhenstufe bis 600 m spielt der Schuttyp Ds-H-B-Zs/Zf-A, zwischen 600 und 900 m dagegen der Schuttyp H-B-Zf/Zs-A die größte Rolle. Oberhalb dieses Bereichs haben die drei Schuttypen H-B-Zf/Zs-A, H-G-A und Df-H-B-A die größte Verbreitung. In allen Höhenstufen kommen "verkürzte" Profile vor, in denen einzelne Schichtfolgen fehlen. Die Schichtgrenzen zwischen und innerhalb der Schichtfolgen wurden einer qualitativen und quantitativen Schichtungsanalyse unterzogen. Hierbei wurden an den im Feld mit Lagerungs- und Strukturmerkmalen gebildeten Grenzen in über 80 % der Fälle auch in der Körnung und im Mineralbestand der Feinerde Inhomogenitäten festgestellt. Durch Erfassung der Fremdbeimengungen in den einzelnen Schuttschichten (Fern- und Lokallöß) und der Beobachtung des Zerfalls der anstehenden Gesteine konnten Angaben über die Eigenschaften der Schuttdecken zu Beginn der holozänen Bodenbildung gemacht werden.
Im Bereich des Schuttyps Ds-H-B-Zs/Zf-A der unteren Höhenstufen haben sich Pseudogley-Parabraunerden und Übergänge zwischen Braunerden und Parabraunerden entwickelt. Bei diesen Böden wird die deutliche Tonverlagerung durch die Fernlößkomponenten begünstigt.  Die Grenzen der Haupthorizonte fallen in der Regel mit Grenzen der Schuttfolgen zusammen.
Oberhalb 600 m entwickelten sich aus dem Schuttyp H-B-Zs/Zf-A   Braun-erden.die bereits AI-Verlagerung zeigen. Auch auf den Hochflächen entstanden bei gleichem Schuttyp Braunerden, wenn die Hauptfolge mittlere Mächtigkeiten aufweist (ca. 60-90 cm). Bei sehr mächtiger, lockerer Hauptfolge konnten sich Humusbraunerden ausprägen mit der Humusform Mull und bis 40 cm mindestens 4 % organischer Substanz.  Infolge der hohen Festlegung im Humuskörper ist die auf die Masseneinheit bezogene Entbasung in diesen Böden am niedrigsten. Bei Auftreten geringmächtiger Hauptfolgen oder grobkörniger Deckfolgen treten in diesen Gebieten Podsole oder Sauerbraunerden auf.  Die Sauerbraunerden sind durch die Humusform Rohhumus,   sehr starke Versauerung (pH in Oberboden ca. 3.0),  intensive Silikatverwitterung K.C1 und AI-Verlagerung in einem geringmächtigen Profilbereich ohne morphologische oder analytische Anzeichen einer Podsolierung (Fe-Verlagerung) gekennzeichnet.
Der Schuttyp (als Ausgangsgestein) beeinflußt die Bodenentwicklung stark, wie durch die unterschiedliche Genese benachbarter Profile mit unterschiedlichem Schuttyp gezeigt werden kann. Vor allem für die bodenbildenden Prozesse der Humusakkumulation, Verlehmung und Verbraunung spielt im Untersuchungsgebiet die Mächtigkeit und Ausprägung der Hauptfolge die größte Rolle. Schichtgrenzen wirken sich auf den Horizontaufbau bei Verlagerungsvorgängen stärker aus als bei Verwitterungsprozessen.
Auch die edaphischen Standortseigenschaften sind vom Schuttyp direkt oder indirekt über die Bodenentwicklung abhängig. Die mechanische Gründigkeit der Profile ist heute noch durch die Obergrenze der Basisfolge oder Zersatzzone begrenzt. Auch die physiologische Gründigkeit ist, wegen der starken Beeinflussung des Wasser- und Lufthaushalts durch den Schichttyp, eng an den Schichtenaufbau gebunden. Für die Durchwurzelbarkeit, den Wasser- und Lufthaushalt sind die aktuellen erworbenen Eigenschaften der Profile (Körnung und Gefüge) entscheidend. Diese werden stark durch primäre Eigenschaften (Steingehalt, kryoklastischer Zerfall, Lagerungsdichte) vorherbestimmt. Die verwitterbaren Nährstoffvorräte sind durch die Bodenmasse im durchwurzelbaren Raum und die periglaziale Vorzerkleinerung limitiert. Die Verfügbarkeit dieser Vorräte ist aber abhängig von labilen,  kurzfristig veränderlichen Größen.
Nach den edaphischen Standortseigenschaften nimmt die Qualität der Standorte generell zu in der Reihenfolge: Podsole und Sauerbraunerden  < Parabraunerde-Braunerden < Braunerden <  Humusbraunerden.
Zwischen den drei Untersuchungsarealen sind sowohl hinsichtlich der Bodenentwicklung als auch der Standortseigenschaften nur quantitative Unterschiede festzustellen.  Im Ignimbritgebiet treten dabei die Verwitterungsvorgänge Verbraunung und Verlehmung stärker auf,  jedoch ohne extreme Versauerung hervorzurufen. Die Versauerung,   Podsolierung und Ausbildung ungünstiger Humusformen ist dagegen auf den Hochflächen des Gneis- und Bärhaldegranitgebietes am deutlichsten. Die Standortseigenschaften sind im Ignimbritgebiet am günstigsten, dagegen im Gneis- und Bärhaldegranitgebiet am ungünstigsten.